Sonntag, September 24, 2006

DROHT EIN „KRIEG DER GESCHLECHTER“? (und andere News)

Mädchen seien der neuen Shell-Jugendstudie zufolge die neue Elite, berichtet der FOCUS, und unter anderem der SPIEGEL zitiert dazu den Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann, der diese Studie leitete und nun befindet, dass statt einem "Krieg der Generationen" ein "Krieg der Geschlechter" bevorstehen könne. Ohne Schuldzuweisungen an das männliche Geschlecht geht es auch diesmal auf gar keinen Fall: „Die jungen Männer nämlich tickten anders, viele Jungs stiegen beim Wettlauf um Abi und Beziehung einfach aus. Sie igelten sich laut Studie möglichst lange im `Hotel Mama´ ein und klammerten sich an ein traditionelles Männerbild, das von der Realität längst überholt wurde.“ Sehen wir einmal freundlich davon ab, dass man ein Hotel, das in der weit überwiegenden Mehrzahl von Papa finanziert wird, als „Hotel Mama“ bezeichnet, und ignorieren wir auch, dass dieses „Einigeln“ im Elternhaus bei vielen jungen Männern fehlenden beruflichen Möglichkeiten zu verschulden ist, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Dann bleibt immer noch irritierend, dass hier entgegen aller Umfragen der letzten Jahre (von der Lebenswirklichkeiten ganz abgesehen) so getan wird, als würden sich Frauen keineswegs an ein althergebrachtes Rollenverständnis klammern, sondern statt bequemer Teilzeitarbeit als Dazuverdienst massenweise die Ernährerpflicht für ihre gesamte Familie einfordern. Insbesondere schwere und dreckige Arbeit möchten Frauen auf keinen Fall machen zitiert auch die FAZ einen Jungbauern, und erwähnt im selben Artikel, dass Frauenministerein von der Leyen statt von einem „Krieg der Geschlechter“ lieber von einem „Aufholen“ sprechen möchte. Orwell lässt grüßen: 47 Prozent der Mädchen gehen aufs Gymnasium, aber nur 40 Prozent der Jungen, acht Prozent mehr Mädchen wollen Abitur machen, dafür sind sechs Prozent mehr Jungen sitzengeblieben. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie unsere Gesellschaft wohl aussieht, wenn die Mädchen die Jungen endlich „eingeholt“ haben.

Wenn sämtliche bürgerlichen Parteien die jungen Männer dermaßen nach Strich und Faden verarschen, ist es fast kein Wunder mehr, dass manche sich ihre Alternativen außerhalb des bürgerlichen Spektrums suchen. Frank Schirrmacher zumindest sieht für die jüngsten Wahlerfolge der NPD nicht zuletzt die wachsende Zahl chancen- und partnerloser Männer verantwortlich.

Ein „Krieg der Geschlechter“ (oder nur ein „Kampf gegen den Feminismus“?) ist zumindest keine rein deutsche Debatte. Auch in den USA scheint derzeit einiges dermaßen hochzukochen , dass der Deckel nicht mehr lange auf dem Topf zu halten ist.

Währenddessen fordert Senatorin Hillary Clinton eine globale Bekämpfung der Armut. Naja, eigentlich nur der Armut von Frauen. Das passt zu einer Gesellschaft, in der schon Kindergartenkinder mit ihrer Lektüre auf eine Herabsetzung des männlichen Geschlechts eingeschworen werden. Ein Auszug aus einem entsprechenden Büchlein mit Reimen: „Girls are dandy, made out of candy. Boys are rotten, made out of cotton. Girls go to Mars to get candy bars. Boys go to Jupiter to get more stupider.“ Ja, man muss früh rein in die Köpfe der Kleinen ...

Um noch einmal auf das Thema Nazis zurückzukommen: Der
“San Francisco Chronicle“ veranschaulicht gerade an einer gewissen Elfriede Rinkel, dass Frauen auch hier nicht die besseren Menschen sind: Rinkel war Wächterin eines Konzentrationslagers, wird jetzt von den USA nach Deutschland ausgewiesen und weiß mit 84 Jahren immer noch nicht, was sie Furchtbares getan haben soll: Sie habe doch lediglich aufgepasst, dass niemand der Gefangenen entkommen konnte.

Themenwechsel: Um Eva Herman ist es in der letzten Woche ein wenig stiller geworden. Immerhin liegt jetzt ein neues Interview mit ihr vor, in dem sie unter anderem ausführt: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Medienseite so über mich kommen würde, und zwar so wütend. Und ich hätte auch nicht für möglich gehalten, dass die Macht dieser Menschen, die an diesen Hebeln der öffentlichen Meinung sitzen, in diesem Maße genutzt wird, und zwar einseitig. Sie versuchen das, was sie leben, als Maß aller Dinge zu nehmen. (...) Ja ich werde natürlich verprügelt, einerseits, und zwar oftmals öffentlich. Andererseits fühle ich mich verstanden und fühle mich als eine von Millionen, nämlich der Leute, die mir auch schreiben. Man muss sich vorstellen, dass ich nun seit Erscheinen des Buches insgesamt über 3000 E-Mails bekommen habe. (...) Alle schreiben mir ihre Geschichte. Und alle sagen, fast unisono: `Vielen Dank, dass wir endlich darüber sprechen dürfen.´(...)“ Herman berichtet von „Journalistinnen, die versuchen, mit mir ein Gespräch zu führen, mich zum Schluss anschreien vor Wut, die also die Contenance verlieren, die die Kontrolle verlieren und wirklich Hass in sich aufsteigen fühlen“ und erkennt (ähnlich wie ich in ganz anderen Zusammenhängen) einen auffälligen Bruch zwischen Bevölkerung und Medien. Zum Schluss gibt sie eine überzeugende Antwort auf die Unterstellung des Interviewers, „(m)an könnte den Eindruck gewinnen, dass die Männer sich in diesem Tableau klammheimlich die Hände reiben.“

Manchmal habe ich den Eindruck, alle prügelten statt auf fundierte Feminismuskritik gerade deshalb lieber auf das ja doch eher seichte Buch Eva Hermans ein, weil diese ein leichteres Ziel abgibt. Wesentlich spannender und durchdachter als das „Eva-Prinzip“ finde ich das aktuelle Buch Astrid von Friesens, von der mich folgende Pressemeldung erreichte:
--- Am kommenden Montag, den 25.9.2006, um 22.10 Uhr findet das "Magdeburger Gespräch" statt, eine Talkrunde zu den Themen: Sterben wir Deutschen aus und sind die Frauen oder Männer daran schuld - War die Emanzipation ein grosser Fehler? Aufstand gegen Eva Hermans Thesen ... In meinem neuesten Buch, welches drei Monate vor Eva Hermann erschien: "Schuld sind immer die anderen! Die Nachwehen des Feminismus: frustrierte Frauen und schweigende Männer" kritisiere ich ebenfalls einige Aspekte des Feminismus, aber beleuchte auch dessen Notwendigkeit und die Errungenschaften, die wir in den 70er und 80er Jahren erobert haben. Es ist eine persönliche Aufarbeitung dieser heißen, spannungsreichen Zeiten und ein kämpferisches Eintreten für die Männer. Denn ich finde, dass Männer sich emanzipieren sollten, hin zu einer positiven Männlichkeit und einer positiven Väterlichkeit. Um in einer `Geschwisterlichkeit´ zusammen zu leben und sich gegenseitig zu beschützen in dieser manchmal so unwirtlichen Welt. Und um Kindern ein liebevolles und friedliches Zuhause zu schaffen. --- Astrid von Friesen wird in der erwähnten Sendung zu Gast sein.

Susanne Gaschke veröffentlichte derweil in der „Zeit“ einen eher durchwachsenen feministischen Artikel. Schön, dass sie realisiert, es gebe kein Patriarchat mehr („Keine Struktur, keine Verschwörung, die in entlastender Weise an allem schuld wäre“); irritierend bleibt das „nicht mehr“, als ob es diese Verschwörung als Allzweck-Sündenbock je gegeben hätte. Gaschke selbst liefert das beste Gegenbeispiel: „Das Autonome Frauen- und Lesbenreferat an meiner Universität zum Beispiel war zufrieden, wenn an einer Hochschule mit 20000 Studierenden 14 Frauen zur Autonomen Frauenvollversammlung erschienen und dort irgendetwas beschlossen, was dann für das von allen gewählte Studentenparlament bindend sein sollte.“ 14 Frauen bestimmten über 20.000 Studierende? Na wenn das nicht patriarchal ist ... Immerhin erkennt Gaschke, dass die feministische Wissenschaft keine großen Geister mit allgemeinwissenschaftlichen Gaben hervorgebracht hat („Aber wo ist das weibliche Äquivalent zu Dietrich Schwanitz, Paul Nolte, Franz Walter, Arnulf Baring, Christian Pfeiffer, das sich frech und fröhlich auch über Fachgrenzen hinweg zu allgemein- oder gar frauenpolitischen Themen äußert?“). Zudem sieht sie, wenn sie „die verbreitete Vorstellung“ krisiert, „Dieter-Bohlen-Maus könne ein respektabler Beruf für Abiturientinnen sein“, offenbar eine verstärkte Charakterbildung von Frauen als eines der Ziele des neuen Feminismus. Das wäre in der Tat mal etwas Neues für Feministinnen: statt der Männer sich selbst zu erziehen. Und zwar nicht zu „bösen Mädchen“.

Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hat sich mit der Bemerkung in die Nesseln gesetzt "Wäre ich ein Linker, würde die ganze Emanzentruppe vor mir flach liegen". Etwas irritierend ist die Berichterstattung von ntv, die es mit einer Überschrift wie „Schüssel als Macho“ und einer Wertung wie „frauenfeindliche Äußerung“ mal wieder nicht hinbekommt, Nachricht und Kommentar zu trennen.

Wenn man Konrad Adam von der “Welt“ liest, mag man fast glauben, dass die Männerrechtler bereits erfolgreicher sind, als gut für unsere Gesellschaft wäre: „Jetzt wechseln sie die Mode und propagieren nach der Frauen- die Männerquote, nach dem Girls-Day den Jungentag, nach der Koedukation die Monoedukation und so weiter. Ihnen wird die Arbeit nie ausgehen.“

Vor ein paar Jahren noch waren größere Zahlen saufender und sich danach prügelnder Frauen ein fast rein britisches Phänomen. Damals (2001) hatte ich in den „Invisible Men“, einer Art Vorläufer dieses Blogs, darüber berichtet. Inzwischen haben solche Frauen das Oktoberfest erobert. Da darf man doch gespannt sein, wie es in weiteren fünf Jahren aussehen wird. Momentan jedenfalls haben Polizeibeamte mit saufenden Randaliererinnen dasselbe Problem wie viele männliche Opfer häuslicher Gewalt mit den Täterinnen: ,,Die Hemmschwelle Frauen gegenüber ist natürlich enorm“ erklärt ein Polizeihauptmeister, und feindselige Reaktionen Dritter müsse man zusätzlich einstecken: „Eine Frau niederzuringen stößt auf Empörung und passt nicht ins Gesellschaftsbild.“

Da wir gerade von zweierlei Maß sprechen: Skandalnudel Paris Hilton hat momentan mit Pädophilie-Vorwürfen zu kämpfen. Man darf getrost davon ausgehen, dass sie ihr bei weitem weniger schaden werden als wenn, wie ein Blogger treffend fragte, „Robbie Williams in seinem nächsten Video eine Zwölfjährige verführte".

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