Donnerstag, September 07, 2006

EVA HERMANS „EVA-PRINZIP“ IST IM HANDEL (Rezension, News und mehr)

Gibt es keine wichtigeren Themen für die Männerbewegung als Eva Hermans neuestes Buch? Klar, ungefähr 50. Aber wenn ein Thema der Geschlechterdebatte einmal die ganze Nation in Atem zu halten scheint (die ersten 50.000 Exemplare des Buches sind noch vor Erscheinen nahezu vergriffen, meldet der Verlag), dann werde ich sicherlich die interessantesten Beiträge der Diskussion darüber verlinken. Zum Beispiel die folgenden:

”Die Anti-Alice” – Eva Herman stellt ihr Buch auf einer großen Pressekonferenz vor (Weitere Berichte zur Pressekonferenz gibt es auch hier und hier.)

“Provokante Thesen“: Dorit Koch fasst zutreffend und neutral zusammen, worum es in Eva Hermans Buch geht. Kritisch, aber fundiert äußert sich Andrea Seibel in der „Welt“: ”Eva Herman, die überforderte Frau”.

Eva Herman wehrt sich gegen Kritik

Leserpost zur Debatte

„Grenze überschritten“ - „Liberale Frauen“ fordern Konsequenzen

Nicht nur Eva Herman erklärt den Feminismus für gescheitert

Barbara Bierach: „Viele Frauen stehen sich selbst im Weg“

Alice Schwarzer: „Provokation und Geschäftemacherei“

Henryk Broder erkennt in Hermans Werk Selbstverständlichkeiten, die den Nerv der Zeit treffen

Die „Zeit“ verrät einige der Hintergeründe dieses Buches und seiner Autorin: „Evas Waffen“

Ein hübscher Artikel über die deutsche Empörungsgesellschaft: “Das Land mit der Aufregungskultur“. (Zitat: „Nichts gegen Polarisierungen, die sind oft das Salz in der Suppe, aber Verächtlichmachung oder persönliche Hinrichtungen sind kein Ausweis einer offenen Gesellschaft.“)

Harald Martenstein legt mit Das Adam-Prinzip den Finger auf einen der wundesten Punkte weiblichen Verhaltens: „Sonderbar: Bei der Partnersuche bevorzugen die meisten Frauen karriere- und erfolgsorientierte Männer. Ein Typ mit dem Berufsziel `Hausmann und Vater´ hat bei ihnen viel schlechtere Chancen. Alle Studien ergeben das Gleiche: Frauen lieben Machos. Frauen kriegen Kinder mit Machos. Und Frauen wundern sich, wenn ihr Traummann, der Tiger, nach der Geburt nicht zum Hauskätzchen mutiert. Der Emanzipation des Mannes steht nicht zuletzt die Widersprüchlichkeit weiblichen Verhaltens im Weg.“

Einer der wenigen freundlichen Artikel in sehr viel Durcheinandergekeife gegen Eva Herman findet man in der „Berliner Zeitung“. Unter der Überschrift “Die Wiederentdeckung der Häuslichkeit“ befindet dort Eva Corino: „Vorab reden schon alle mit und beeilen sich, höhnische Breitseiten auf die Autorin abzufeuern. Dabei hat der Text Substanz und handelt mit Einfühlungsvermögen von den Krisen der Sexualität und der Single-Existenz und den neuen Spielarten des Geschlechterkampfs. Es gibt heute das unter selbstbewussten Frauen weit verbreitete Gefühl, dass die Frauenbewegung keine Antworten mehr hat auf die Fragen, die sie wirklich bewegen.“ Scheint großartig anzulaufen, das Jahrtausend der Frau, in dem böse Mädchen hinkommen, wohin immer sie wollen ...

Auch ich habe inzwischen Eva Hermans Buch gelesen und muss sagen: Es ist weder so tabubrechend, wie der Verlag es verkauft, noch so hanebüchen, wie seine Kritiker es darstellen möchten. Vieles darin, hat man schon anderswo gelesen: So schrieb Karin Jäckel bereits vor Jahren über die Diffamierung von Hausfrauen und Müttern im Feminismus sowie das Unterdrücken männlicher Impulse bei Jungen, und auch die Frage „Macht Arbeit Frauen wirklich glücklich?“ hatten Annette Hillebrand und Co. bereits in Buchform gestellt. Eva Herman ist lediglich die erste Mega-Prominente, die sich dieser Themen annimmt. Mit ihrer Absage an Hedonismus zugunsten von Werten und einer funktionierenden Familie steht Herman auch recht sicher in einem wachsenden Trend, der als Neue Bürgerlichkeit bezeichnet wird und sich in Hermans Hausmagazin CICERO idealtypisch wiederfindet. Weite Passagen ihres Buches fand ich sogar eher ermüdend und langweilig. Dennoch bleiben einige klare Plus- und Minuspunkte festzuhalten.
Beginnen wir mit den Schwachstellen: Auch Eva Herman hält ganz offenkundig Frauen für die besseren Menschen, stellt deren „soziale und emotionale Intelligenz“ gegen die „geschlechtsbedingte, natürliche Aggressivität“ der Männer. „Das weibliche Auge erkennt schneller, wo Hilfe nötig ist, wo jemand unsere Unterstützung braucht.“ Eben deshalb empfindet Herman die momentanen Entwicklungen ja als so fatal: „Haben die Frauen all die Jahre nur deshalb so hart an sich gearbeitet, um letztlich so zielstrebig und so rücksichtslos zu werden wie die Männer?“ Was entsprechende Unterschiede zwischen den Geschlechtern angeht, kann sie hervorragend Studien zitieren, die es ja in der Tat alle gibt, dabei übergeht sie jedoch sämtliche nicht minder starken Untersuchungen, die in eine Gegenrichtung weisen. Zu dem Sexualforscher Alfred Kinsey erwähnt sie, dieser sei ins „Zwielicht“ geraten, was seine Forschungsmethoden anginge; hier hätte man der Fairness halber erwähnen können, dass Kinsey gegen diese vor allem von rechtskonservativern Amerikanern vorgebrachte Kritik voll rehabilitiert wurde. Manche von Hermans Schlussfolgerungen schließlich sind etwas gewagt, etwa wenn sie den Wunsch von männlichen Freiern nach Verkehr ohne Gummi damit erklären möchte, dass beim Menschen Sexualität und Zeugungsakt unweigerlich miteinander verbunden seien. (Die meisten Freier würden, gäbe es keine Krankheitsrisiken, wohl auch beim Oralsex den Verkehr ohne Gummi vorziehen, und dabei ist die Chance, ein Kind zu zeugen, nicht gerade optimal.) Bei solchen Passagen merkt man, dass Herman zunächst von ihrem religiös geprägten Weltbild ausgeht und dann erst auch auf recht kühne Argumente zurückgreift, um dieses zu stützen.
Aus männerrechtlicher Sicht steht auch Hermans Argumentation gegen die weibliche Berufstätigkeit auf wackligen Beinen. Zugegeben, sie mag sehr wohl damit Recht haben, dass für viele Frauen Berufstätigkeit heute eben keineswegs die Freiheit, Emanzipation und „Hälfte des Himmels“ bedeutet, als die sie ihnen verkauft wurde, sondern schlicht eine Notwendigkeit, die sich aus wirtschaftlichen Gründen oder einer wachsenden Sucht nach immer neuen Anschaffungen ergibt. Aber seltsam: Ganz wie selbstverständlich geht Herman davon aus, dass es allein der Frau überlassen bleiben soll, zwischen Beruf und Familie zu wählen – dass Männer von ihrem Arbeitsalltag im Büro genauso angeätzt sein könnten und sich deshalb unter Umständen über eine mindestens mitverdienende Partnerin sehr freuen, bleibt unerwähnt. Und wenn ein Mann sich dann im Karrierestress immer öfter per Ellbogen durchsetzen muss, darf er dann von Frau Herman als von Natur aus aggressiv und unsozial abgewertet werden.
Weitaus gelungener sind hingegen die Passagen, in denen Herman gegen den Feminismus Stellung bezieht und die Frauenbewegung als einen Religionsersatz analysiert, über dessen Sinn und den Preis, der dafür bezahlt wird, nicht mehr diskutiert werden darf, während sich gleichzeitig bei immer mehr Frauen Emanzipationszweifel immer deutlicher bemerkbar machen. Insbesondere wendet sich Herman gegen eine aufpeitschende Rhetorik, die nach dem Motto „Euch steht alles zu! Werdet die perfekten Egoistinnen!“ weibliche Selbstverwirklichung mit Rücksichtslosigkeit verwechselt und bei der Madame sich zugleich überall benachteiligt sieht. „Sie sind es“, schreibt Herman über solche Frauen, „die den Umfang ihres Büros mit dem Lineal nachmessen, damit sie auch ja keinen kleineren Raum bekommen als der männliche Kollege, (und die) Autos zerkratzen, wenn sie einen Mann auf einem Frauenparkplatz entdecken“. Herman stellt dieser Haltng fundierte und überzeugende Untersuchungen entgegen, denen zufolge Altruismus im menschlichen Gehirn sowohl kurz- als auch langfristig größere Glücksgefühle als Egoismus auslöse. Und sie stellt die berechtigte Frage, ob wir Männer gerade durch diesen neuen Typus von Frauen nicht immer mehr Achtung vor dem weiblichen Geschlecht verlieren.
Trotz der erwähnten eigenen Abwertung von Männern, die Herman selbst vielleicht gar nicht richtig klar ist, plädiert sie in mehreren Kapitelüberschriften überzeugend gegen den aktuell grassierenden Männerhass und weibliche Versuche der Umerziehung. Schmunzeln musste ich, als sie sogar Nathansons/Youngs Buch „Spreading Misandry“ erwähnte, von dem ich offen gesagt annehme, dass es hierzulande komplett unbekannt wäre, wenn ich selbst es nicht wieder und wieder in meinem Zine, meinem Blog, der Wikipedia und anderen Texten immer wieder erwähnt hätte. Es freut einen doch, wenn all die Arbeit, die man sich macht, wenigstens so allmählich ihre Spuren hinterlässt. (Auch die Schwestern Gatterburg werden in diesem Kapitel erwähnt; da scheint jemand den Wikipedia-Artikel „Misandrie“ gründlich studiert zu haben.)
Wie ein roter Faden zieht sich durch Hermans Buch schließlich ihr Widerwillen gegen Alice Schwarzer, die mit so einigen strunzbeknackten Kommentaren auch eine dankbare Zielscheibe abgibt: egal ob sie das Stichwort Mutterschaft wie selbstverständlich mit dem Nationalsozialismus assoziiert („Wir müssen doch heute dem Führer kein Kind mehr schenken!“) oder konventionellen Geschlechtsverkehr als für Frauen entwürdigend und unbefriedigend zurückweist („Unterwerfung der Frau und die Machtausübung des Mannes“). Warum, so fragt sich Herman, fallen einem eigentlich erst nach mehreren Jahrzehnten rückblickend all die Absonderlichkeiten auf, mit denen Schwarzers Karriere begann: etwa dass sie für ihren ersten Aufreger „Der kleine Unterschied“ 17 Frauen aus ihrem eigenen Umfeld interviewt und diese der Öffentlichkeit dann als typische Befindlichkeit der deutschen Frau verkaufte. Oder man denke an die STERN-Kampagne „Wir haben abgetrieben“, die Schwarzer erstmals größere öffentliche Aufmerksamkeit verschaffte: 34 Jahre danach befragte das Magazin CICERO einige dieser Frauen erneut und stellte dabei fest, dass viele sich inzwischen nachdenklich und belastet zeigten und unter Schuldgefühlen litten. Auch zu den oft verschwiegenden, für Frauen wie Männer traumatisierenden Folgen einer Abtreibung – eine weitere Sache, die als „große Frauenbefreiung“ verkauft wurde – hat Herman einiges zu sagen. Schließlich darf auch einer von Schwarzers scheußlichsten Kommentaren nicht fehlen, ihr entzückter Ausbruch von „großer Frauenfreude“, als Lorena Bobbit ihrem schlafenden Mann den Penis abgesäbelt und ihn damit, so Schwarzer, „entwaffnet“ hatte. Was für ein Werteverlust muss eigentlich in einer Gesellschaft stattgefunden haben, der einer solchen Journalistin statt einer dringend notwendigen Langzeittherapie das Bundesverdienstkreuz zukommen lässt?
Es sieht so aus, als hätte Alice Schwarzer nach Esther Vilar und Verona Feldbusch die nächste Gegnerin zum Catfight gefunden: eine, die selbst durchaus mit Worten umgehen kann. Herman erläutert: „Ich habe jenen Feministinnen der ersten Reihe verziehen, die in einer heimlich organisierten Kampagne versuchten, mich bei meinen Tagesschau-Vorgesetzten zu diskreditieren, und die etliche Leute konkret dazu aufforderten, meine Entlassung zu verlangen. Ich gebe zu, im ersten Moment war ich schockiert, dass diese Verleumdungsaktion und Denunziation ausgerechnet von jenen Emanzen initiiert wurden, die für Feminismus, Freiheit und das Selbstbewusstsein der Frauen in Deutschland eintreten. Einstmals gehörte zu ihrem Kampfprogramm auch die freie Meinungsäußerung von Frauen – die ja im Übrigen im Grundgesetz verankert ist. Heute werden die Kämpferinnen von einst zwar mit dem Bundesverdienstkreuz bedacht, andere Ansichtern aber lassen sie offenbar nicht zu. Mehr noch: Sie haben bewiesen, dass sie Menschen mit anderen Überzeugungen existentiell vernichten wollen.“ Tja, Frau Herman, auch das ist ein Aspekt unserer Lebenswelt, mit der manche von uns Männern sich schon seit längerer Zeit herumschlagen müssen.

Zu den Werbemaßnahmen von Hermans Buch gehört übrigens auch eine eigene Website mitsamt Diskussionsforum und einem monatlich erscheinenden „Eva-Magazin“. Die ist allerdings erst noch im Aufbau.

Es gibt aber auch jenseits der Eva-Herman-Debatte interessante News:

Der „Kölner Stadtanzeiger“ vermeldet eine “Krise der Kerle“ - und berichtet: „Ihr Aufschrei gegen die wachsende Diskriminierung findet überwiegend auf Internetseiten statt, wo Männer Gleichberechtigung fordern und weibliche Chuzpe beim Kampf um Kinder und Unterhalt beklagen, die von Richtern auch noch sanktioniert wird.“ Verrissen wird der Artikel gerade im Diskussionsforum von MANNdat.

Zwei britische Witwer klagen erfolgreich gegen sexuelle Diskriminierung

Amerikanischer Männerrechtler kämpft gegen sexistische Frauenhäuser – und feiert erste Erfolge

Schwulenmagazin fragt: Männer Aidsopfer zweiter Klasse?

NPD gründet „nationalen Frauenring“

Saudische Prinzgemahlin wegen Versklavung von Frauen angeklagt

Und schließlich finden wir in der „taz“ zwei Artikel zur Jungskonferenz, Annegret Hills “Die Frau versteht das!“ und Christian Füllers “Frau leugnet die Jungs!“. Letzerer Beitrag ist zitierwürdig, denn er beginnt sehr hübsch: „Es sind unerhört viele Frauen da. Fast so viele, wie sich in Deutschlands Grundschulen tummeln, wo manchmal neun von zehn Lehrkräften weiblichen Geschlechts sind. Sie bekommen schon beim zweiten Referenten Anlass zu schlucken. `Wir haben die Jungen in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt´, sagt der Mann am Pult. Gut, frau ist auf einer Konferenz, die sich dem Schicksal der Jungs annimmt. Dennoch, so schonungslos hätte frau die Eröffnungsbilanz denn doch nicht erwartet. Unruhe, die ins Raunen geht. Denn jetzt fordert der Referent, reine Jungs-Leseecken einzurichten. In Buchhandlungen, Bibliotheken, ja sogar Schulen solle es Areale ausschließlich für junge Männer geben, räumlich getrennt von denen für Mädchen. Die Auswahl der Texte dort solle - er sagt es wirklich so - `ohne Rücksicht auf die Lesebedürfnisse von Mädchen erfolgen´. Bierzeltstimmung brandet auf. Rufe brechen nach vorne, Empörung, Aufregung.“ Leider sieht Christian kurz vor Artikelende dann doch wieder bemüßigt, die feministische Korrektheit zu bedienen: „Die Vorherrschaft des Mannes ist nicht gebrochen, von der Gleichberechtigung der Frau sind wir meilenweit entfernt.“ Ach je. Treffende Kommentare auch hierzu gibt´s bei MANNdat.

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