Montag, April 02, 2007

Sexismus-Vorwurf gegen Mainzer Uni-Präsidenten

Wie einige Leser dieses Blogs wissen, habe ich mein Examen an der Universität Mainz abgelegt - eine Bildungseinrichtung, die durch und durch feministisch durchstrukturiert war: Es gab Frauenvorlesungsverzeichnisse, eine Frauenbibliothek, die männliche Studenten mitfinanzieren, aber nicht betreten durften, und Literaturwissenschafts-Dozentinnen, die auch ihre männlichen Studenten als Zeichen des Widerstands gegen das Patriarchat mit „liebe Studentinnen“ ansprachen. (Eine dieser Dozentinnen ist mittlerweile an die Uni Konstanz gewechselt, von wo aus sie das Patriarchat den „Stuttgarter Nachrichten“ zufolge besiegen möchte, indem sie als Grußformel auf Briefen die Anrede „Meine Herren und Damen“ durchsetzen will.) In anderen Fachbereichen wurde uns sexistischer Irrwitz wie Adrienne Richs Gedicht Rape als hohe Literatur vermittelt. Um weitere Beispiele zu sparen: Es gab, kurz gesagt, so ziemlich keinen feministischen Spleen, den man sich an der Universität Mainz nicht aneignen oder austoben konnte.

Seltsamerweise brachte diese recht massive ideologische Indoktrination nicht durchgehend Scharen von Feministinnen und ihren Fifis hervor, sondern auch einige besonders renitente Abweichler: So waren Professor Michael Bock und Dr. Jürgen Gemünden (beides Mainzer) diejenigen Wissenschaftler, die von Frauen begangene häusliche Gewalt hierzulande zum Thema machten - wobei Professor Bock mit seiner Kritik etwa am Gender Mainstreaming noch wesentlich weiter ging. Ich selbst habe auch mal den einen oder anderen feminismuskritischen Artikel geschrieben, und meine ehemalige Mainzer Kommilitonin Ellen Kositza verfasst jetzt ebensolche Beiträge für die „Junge Freiheit“. Irgendwas muss bei dem Versuch, uns politisch auf Linie zu bringen, gründlich schief gelaufen sein.

Heute allerdings findet sich eine Meldung im ”Tagesspiegel”, der zufolge die Abweichler an der Universität Mainz inzwischen ganz oben zu finden sind. Der zukünftige Präsident der Mainzer Uni, Professor Georg Krausch, machte bei seiner Antrittsvorlesung einen Witz, der zu großer Entrüstung bei den üblichen Empörten sorgte:

Der Asta der Uni Mainz und der „Freie Zusammenschluss von StudentInnenschaften“ werfen Krausch ein „erschreckendes Frauenbild“ vor. Er stelle die Frau nicht als gleichwertige Forscherin dar, sondern degradiere sie als „Mädel“ zum Sexualobjekt dreier heterosexueller Männer. Die Studentenvertretungen verlangen eine Entschuldigung.


Auch die Mainzer ”Allgemeine Zeitung” berichtet:

Für einigen Wirbel hat gestern ein Schreiben von acht Studentinnen und Studenten der Johannes Gutenberg-Universität gesorgt. Sie werfen darin Prof. Georg Krausch, (...) vor, in seiner Antrittsrede am Mittwoch "ein sexistisches Weltbild" verbreitet zu haben. Außerdem kündigen sie eine offizielle "Beschwerde nach der Richtlinie zum Schutz vor sexueller Belästigung" an. (...) Der noch amtierende Uni-Präsident Prof. Jörg Michaelis, stellt sich vor seinen Amtsnachfolger: "Bei dem Zitat handelt es sich um eine gängige Allegorie, mit der in Wissenschaftskreisen gerne das Prinzip wissenschaftlichen Forschens veranschaulicht wird." Krausch habe in keinster Weise beabsichtigt, mit seinen Ausführungen die Gefühle von Frauen zu verletzen, so Michaelis. Der neue Uni-Präsident habe in der gleichen Rede ausdrücklich hervorgehoben, dass ihm die Frauenförderung besonders am Herzen liege. "Überzeugend hat er ausgeführt, dass wichtige Ziele seiner Amtszeit die Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie an unserer Universität sein werden."


Da wird mir doch gleich ein bisschen warm ums Herz bei soviel Nostalgie: Der Mainzer AStA scheint diesem Bericht zufolge heute noch genauso durchgeknallt zu sein wie damals. Naja, vermutlich sitzen dort auch immer noch dieselben Leute.

Mit einem ähnlichen Pseudo-Skandal hatten im Jahr 2005 Mitglieder der amerikanischen Feministinnen-Organisation NOW den Harvard-Präsidenten Lawrence Summers dazu motiviert, weitere 50 Millionen Dollar in eine „verbesserte Frauenförderung“ zu pumpen. Danach musste er trotzdem gehen - und hält somit den Rekord der kürzesten Amtszeit für einen Harvard-Präsidenten. Im Februar 2007 nahm die Frauenrechtlerin Drew Gilpin Faust die Präsidentschaft von Harvard ein.

GENDERAMA wünscht Professor Krausch und der Universität Mainz alles Gute.

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