Donnerstag, Mai 31, 2007

„Zeit“ bewirbt die Männersteuer

Die aktuelle Ausgabe der “Zeit“ widmet der von italienischen Wirtschaftswissenschaftlern vorgeschlagenen Männersteuer (Genderama berichtete mehrfach) einen längeren Artikel. Deutsche Volksvertreter reagieren auf dieses Konzept bislang sehr zurückhaltend:

Wenn man im politischen Berlin nachfragt, was von der Idee zu halten ist, dann stößt man auf Skepsis. Ein Sprecher des Finanzministers schreibt auf die Bitte um einen Interviewtermin: „Eine Gestaltung wie dargestellt wird nicht erwogen, daher macht es für uns auch keinen Sinn, hier näher einzusteigen.“ Die Politikerinnen Hildegard Müller (CDU), Christine Scheel (Grüne), Barbara Höll (PDS) und Silvana Koch-Mehrin (FDP) geben der Idee keine Chance. Fast alle Gespräche nehmen einen ähnlichen Verlauf: Erst bekunden die Frauen Sympathie für den Vorschlag der Italiener, sprechen von dessen Witz oder Charme – dann aber sagen sie sehr bestimmt, dass er leider untragbar sei. (...) Silvana Koch-Mehrin sagt: „Wir müssen stattdessen Anreize schaffen, dass sich die Männer endlich ändern.“


Es gibt aber auch positivere Bewertungen:

Vielleicht muss man ein bisschen außen stehen, so wie Gertrud Höhler, um der Idee etwas abzugewinnen. „Was mir an ihr gefällt“, sagt Gertrud Höhler, „ist der Gedanke, dass Frauen einen Bonus dafür kriegen, dass sie die Kinder auf die Welt bringen und sich viel öfter um sie kümmern.“


Die „Zeit“-Autoren selbst können nicht nachvollziehen, warum eine höhere Steuer für Männer als für Frauen keine größere Begeisterung auslöst:

Es ist nicht leicht zu sagen, woher die Bedenken der Politik kommen. Ob es am Inhalt des Vorschlags liegt oder daran, dass es nach der vollzogenen Hartz- und der verhinderten Kirchhof-Reform einen Überdruss an radikalen Ideen gibt. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich niemand traut, eine Idee zu unterstützen, die noch nicht durch hundert Gremien gewandert ist.


Auch Andreas Ichino, einer der Erfinder dieser Idee, vertritt diese mit Nachdruck:

Wie soll das gehen, Diskriminierung abzuschaffen, wenn man sie gleichzeitig in einem Steuergesetz zementiert? „Sehen Sie es doch mal so: Die Gleichheit mag in den Gesetzestexten existieren, aber jenseits dieser Bücher existiert sie nicht. Um Frauen zu helfen, denkt der Staat sich Dinge aus, führt Quoten ein, schafft Kindertagesstätten, fördert Firmen, wenn sie Frauen einstellen. Aber was macht das für einen Unterschied? Ist ein Staat, der diese Dinge tut, weniger diskriminierend? Behandelt er etwa die Frauen gleich? Für mich sieht es so aus, als würde auch der Staat versuchen, Ungleichheiten auszubalancieren, indem er neue Ungleichheiten schafft. Anders ausgedrückt: Es ist dasselbe Ziel, das wir verfolgen, aber wir glauben, es über einen anderen Weg zu finden, und dieser Weg scheint mir verfassungsrechtlich so vertretbar wie die anderen Wege auch.“


So endet der „Zeit“-Artikel hoffnungsvoll:

Vielleicht haben manche revolutionäre Ideen ihren Sinn einfach nur darin, dass Ideen, die noch vor ein paar Jahren zu revolutionär erschienen, langsam ihren Schrecken verlieren.


Mit anderen Worten: Lassen wir noch ein paar Jahre ins Land gehen, und die Männersteuer wird kommen.

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