Donnerstag, September 20, 2007

"Eva Hermans letzter Freund"

Gott im Himmel, noch ein Beitrag über Eva Herman in diesem Blog? Zugegeben, diese Dame ist bestenfalls ein Nebenthema, was männerpolitische Anliegen angeht. Aber ausgerechnet an ihr enzündet sich so einiges, was zur Hauptsache gehört. Inzwischen ist die Debatte auf eine neue Ebene geraten: Angegriffen wird jetzt nicht mehr Herman selbst, sondern der, der sie verteidigt.

Konkret bedeutet das: In der Schweizer „Weltwoche“ hat der Journalist Peer Teuwsen - der bisher übrigens durch sehr männerfreundliche Texte aufgefallen ist – eine „öffentliche Hinrichtung“ Eva Hermans beklagt. Diesen Artikel kann man hier leider nicht nachlesen, weil er nur Abonnenten der „Weltwoche“ offensteht. Nun sind die Verteidiger Eva Hermans ohnehin schon eine sehr überschaubare Schar, aber dass es überhaupt noch welche gibt, muss den STERN-Redakteur (und Autor von Väterbüchern) Kester Schlenz ganz schön angefressen haben. Ihm zufolge vergreift sich Teuwsen „schwer im Ton: Sie sei in eine Falle getappt. Und überhaupt: Schuld seien eigentlich die Feministinnen. (...) Was für eine perfide Verdrehung! (...) In Teuwesen verquerer Vorstellungswelt existiert also ein Kartell mächtiger, vergnatzter Feministinnen, die `kalt stellen´, `Häme ausgießen´ und Eva Herman mit der `Nazi-Keule aus der Öffentlichkeit´ entfernten.“

Verzeihung, Herr Schlenz: „Vergreift sich im Ton?“ Ist es jetzt schon eine Frage des Anstands und der guten Manieren, Feministinnen selbst dann nicht zu kritisieren, wenn es mehr als angebracht ist? Wie kann Teuwsen aber auch auf den Gedanken kommen, einfach so offen aussprechen zu dürfen, was – vom Brandbrief der „Emma“-Redaktion bis zu den unsäglichen Artikeln Thea Dorns – jeder mitbekommen konnte, der die Entwicklung dieser Debatte aufmerksam verfolgt hat? Für Kersten jedenfalls sind das alles „absurde Verschwörungstheorien“. Und was die Diskussion um verquere Weltbilder angeht, präsentiert er in dem STERN-Artikel gern sein eigenes:

Frauen sind in diesem Land längst noch nicht da, wo sie sein sollten. Sie verdienen immer noch weniger als Männer, sind in Führungspositionen unterrepräsentiert, tragen die Hauptlast der Kindererziehung und Pflege Angehöriger und müssen sich immer noch von Leuten wie Ihnen beleidigen lassen, wenn Sie ihre Interessen verteidigen.


Bravo, Herr Schlenz: Damit dürfte ein für allemal geklärt sein, welche Sprechblasen man hierzulande von sich geben muss, um wegen fehlender Tischsitten nicht abgekanzelt zu werden.

„Eva Hermans letzter Freund“? Wie gesagt, diese Leute sind zumindest innerhalb der Medien offenbar in der Unterzahl, aber immerhin scheinen sich die Freunde der Meinungsfreiheit doch schneller zu Wort zu melden, als ihnen ihre Gegner eins überbraten können. „Leben wir, wie uns viele Leser geschrieben haben, in einem Klima der Meinungsdiktatur?“ fragte erst gestern Holger Dohmen im “Hamburger Abendblatt“. Und er argumentiert trefflich zu Eva Herman und Kardinal Meisner:

Über die Wortwahl dieser beiden so unterschiedlichen Personen mag gestritten werden. Aber dies muss ein Streit mit offenem Ausgang sein. Die reflexhafte Skandalisierung der Betroffenen unter Bezugnahme auf nationalsozialistisches Gedankengut hat jedoch mit der Anerkennung freier Meinungsäußerung nichts mehr zu tun. Die manchmal bis zu Hass und Demütigung reichende Kampagne gegen die beiden widerspricht dem humanen Prinzip und letztlich auch unserem Grundgesetz. Darin heißt es: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild zu äußern und zu verbreiten. Eine Zensur findet nicht statt." Das gilt allemal für Personen, die sich bislang nicht als Feinde unseres demokratischen Systems erkennbar gemacht haben.


Gucken Sie mal, Herr Schlenz: Da nennt noch einer die Dinge beim Namen – Verzeihung, „vergreift sich schwer im Ton“ – und spricht von einer „bis zu Hass und Demütigung reichenden Kampagne“. Einen Schwall geifernder Empörung bitte dafür, dass ein weiterer „Verschwörungstheoretiker“ wesentlich genauer hinschaut als Sie. Ich kann den Artikel „Eva Hermans allerletzter Freund“ kaum erwarten. Mit etwas Glück könnte daraus eine Serie werden.

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