Freitag, Juli 10, 2009

"Multitasking macht schneller blöd im Kopf als Marihuana"

In der FAZ kann man heute lesen:

Was gestern noch als genuin weibliche Tugend galt, die Fähigkeit und das Bestreben, möglichst immer mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, wird jetzt als Gefahr für unser gesamtes Wirtschaftsleben gebrandmarkt. Die neuesten Befunde von Hirnforschern, Psychiatern und Neurowissenschaftlern sind geradezu niederschmetternd: Wer Multitasking betreibt, braucht mehr Zeit, baut mehr Mist und setzt sich außerdem noch dem Burn-out-Syndrom aus, weil die Stresshormone Kortison und Adrenalin massenhaft in seinen Blutkreislauf strömen. Der Dauerbeschuss aus digitalen Medien soll sogar zu einer schleichenden Veränderung unserer kognitiven Fähigkeiten führen. Anders gesagt: Der Eifrige ist mal wieder der Dumme. Denn wer gleichzeitig telefoniert, im Internet surft und Glossen schreibt, wird blöd, und zwar angeblich sogar doppelt so schnell wie Marihuana-Konsumenten. (…)

Allerdings scheint Misstrauen gegenüber den neuen Erkenntnissen nicht fehl am Platz. Denn es ist doch sehr seltsam, dass es bislang ausschließlich männliche Wissenschaftler sind, die das Multitasking so energisch verteufeln. Schlägt das unbewegliche Geschlecht jetzt zurück? Mischt sich nun etwa die Hirnforschung in den Geschlechterkampf ein? Solange die Gegenstudie weiblicher Wissenschaftler noch aussteht, scheint zumindest Vorsicht geboten.


Seltsamerweise verlangten Journalisten noch nie eine "Gegenstudie", wenn wissenschaftliche "Erkenntnisse" zu Lasten des Mannes gingen – Stichworte"Frauen denken vernetzter", "Corpus Callosum" und so weiter. Dass die Hirnforschung sich "jetzt" in den Geschlechterkampf einmische, ist ein grotesker Witz. Ich brauche auch nur an die journalistische Begeisterung für den Unfug zurückzudenken, den Louann Brizendine vor zweieinhalb Jahren verbreitete ...

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