Mittwoch, November 27, 2013

Cicero: "Männer, die Männer lieben – und Allah"

Die Islamwissenschaftlerin Katharina Pfannkuch beschäftigt sich für den Cicero mit den Problemen schwuler Muslime. Über die Situation hierzulande heißt es:

Auch in Deutschland leben homosexuelle Muslime. Wie ihre Glaubensgenossen in Nordafrika haben auch sie mit Vorurteilen zu kämpfen: "In letzter Zeit haben uns verstärkt Berichte von Muslimen erreicht, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in der muslimischen Community diskriminiert werden. Dies geht sogar so weit, dass sie vom Gebet oder Moscheebesuch ausgeschlossen werden", berichtet Annika Mehmeti vom Liberal-Islamischen Bund (LIB). Dabei gebe es durchaus unterschiedliche Ansichten über die Vereinbarkeit von Islam und Homosexualität.

Die Ablehnung jeglicher homosexueller Handlungen wird meist mit der sowohl im Koran als auch in der Bibel enthaltenen Geschichte Lots religiös begründet. Doch an der Eindeutigkeit dieser Textpassagen und ihrer Aussagen hegen einige wenige liberale Muslime und Islamwissenschaftler durchaus Zweifel.

Das Anliegen des LIB, dem die Autorin und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor vorsitzt, ist klar: "Wir möchten für mehr Akzeptanz im Umgang mit unseren Glaubensgeschwistern werben", so Mehmeti. Das Thema bewegt die Muslime in Deutschland offenbar: Am 6. Dezember veranstaltet der LIB eine Diskussion über "Homosexualität und Gendervarianz im Islam" in Köln – kurz nach Bekanntgabe waren sämtliche Plätze bereits ausgebucht.

Die Ambitionen des LIB sind groß: "Vor allem erhoffen wir uns die Erkenntnis, dass ein entspannterer Umgang mit Homosexualität unter Muslimen stattfindet", sagt Annika Mehmeti und fügt hinzu: "Nur Gott kann über uns richten, jedoch keine Menschen, die ihre Vorbehalte zumeist nur auf traditionsbehaftete Ablehnung stützen". Auf diese Erkenntnis hoffen auch Mohamed Sherif, Ludovic-Mohamed Zahed, Ishaq Nouri und Millionen andere homosexueller Muslime.


Der Name der erwähnten Veranstaltung klingt zwar isoliert betrachtet nach dem üblichen Gendergedöns. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass das Thema bei Lamya, die für eine Liberalisierung des Islams steht, in guten Händen ist.

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