Dienstag, Juni 21, 2016

Vermischtes vom 21. Juni 2016

1. Jan Fleischhauer nimmt Stellung zu den Versuchen, im Fall Gina-Lisa Lohfink den Rechtsstaat zu einer politischen Justiz umzubilden.

Zum selben Thema äußerte sich gestern Lucas Schoppe noch einmal in einem Kommentar unter seinem aktuellen Beitrag:

Wie verrückt das ist, was Schwesig da macht, würde vielen vermutlich erst deutlich werden, wenn sie es sich einmal andersherum vorstellten.

Angenommen, ein männlicher B- oder C-Prominenter würde wegen Vergewaltigung verurteilt – und weiter angenommen, ein Bundesminister würde sich, ohne die Einzelheiten zu kennen und allein aus politischen Gründen, auf seine Seite schlagen und sich zum, sagen wir mal, "Team Dieter" bekennen – dies erkennbar mit dem Ziel, Druck auf Gerichte auszuüben, damit die möglichst so nicht noch einmal entscheiden, wenn sie schon die aktuelle Entscheidung nicht mehr ändern können – das alles ganz ohne Kenntnis des Falls, allein auf der Basis von ressentimentgeladenen Klischees, etwa der Vorstellung, das Frauen ohnehin grundsätzlich nicht zu trauen sei – und mit dem Ziel, den Vergewaltigungsparagraphen demenstprechend zu ändern: Solch ein Politiker würde sich selbst erledigen, und er wäre – völlig zurecht – schnell weg vom Fenster. Nicht einmal die größten Wirrköpfe der AfD würden so bekloppt agieren.

Bei Schwesig aber ist es – irgendwie okay. Völlig unabhängig davon, dass ein Gericht offenbar zu dem Schluss gekommen ist, dass Lohfink bewusst die Unwahrheit gesagt hat, um andere zu belasten. Mag ja sein, dass diese Einschätzung falsch ist – aber es ist verrückt, das aus dem hohlen Bauch und ohne Kenntnis der Einzelheiten einfach mal eben so offen zu behaupten.




2. In einem aktuellen Youtube-Video schildert René Pickhardt, wie es ihm als männlichem Opfer von häuslicher Gewalt und einer Vergewaltigung gegangen ist, insbesondere dass es für ihn als Mann danach unmöglich war, die nötige Hilfe zu finden.

Das mutige Video wird leider durch zwei Aspekte stark beeinträchtigt: Zum einen unterschlägt Pickhardt autonome Einrichtungen wie das Männernetzwerk, das sich sehr wohl um männliche Opfer von Partnergewalt kümmert. (Dass wir Maskulisten erwähnt werden, die seit 15 Jahren Aufmerksamkeit für die Situation von Männern wie Pickhardt schaffen, erwartet man ja schon gar nicht mehr.) Zum anderen fordert Pickhardt nach der aktuell von Schwesig und Maas durchgesetzten Verschärfung des Sexualstrafrechts unter der Parole "Nein heißt Nein" eine weitere Verschärfung unter der Parole "Ja heißt ja".

Wir müssen uns aber im klaren darüber sein, dass Forderungen, auch die aktuelle Verschärfung gehe nicht weit genug, wie nach jeder Verschärfung ohnehin kommen werden. Wenn man sich die Entwicklung in den USA anschaut, weiß man auch, wie die nächsten Schritte aussehen werden: Der Sex muss "enthusiastisch bejaht" werden, sonst ist es eine Vergewaltigung. -> Der Sex muss alle zehn Minuten enthusiastisch bejaht werden. -> Vor dem Sex muss Einigkeit darüber erzielt werden, welche Handlungen genau stattfinden werden und welche nicht. -> Diese Einigung muss schriftlich festgehalten werden. Und. So. Weiter.

Immerhin fragt bei der Süddeutschen Zeitung Svenja Flaßpöhler, ob die Maxime "Nein heißt nein" im Sexualstrafrecht nicht problematisch ist:

So bekunden die Befürworterinnen und Befürworter selber, dass die Verschärfung des Sexualstrafrechts vor allem im sogenannten Nahbereich Anwendung finden wird, wo in der Tat die meisten Übergriffe stattfinden, aber eben leider auch Hass, verletzte Gefühle und Missgunst zu finden sind. Die Gefahr, dass es zu Fehlanklagen kommt, Männer mithin aus Rache oder auch - Stichworte One night stand, Seitensprung, Sex mit dem Ex - aus Reue über den vollzogenen Akt angeklagt werden, ist klarerweise gegeben.

Dass, wie Feministinnen an dieser Stelle einwenden, den meisten Klagen nicht stattgegeben wird und die Beweislast immer noch beim Opfer liegt, ist ein schwaches Gegenargument. Es ist bekannt, wie rufschädigend und zerstörerisch bereits eine Anklage wegen Vergewaltigung ist.

Der Satz "Nein heißt nein" suggeriert eine Eindeutigkeit, die in erotischen Situationen oft nicht gegeben ist. Mehr noch: Es liegt im Wesen der Verführung, dass sie sich auf der Grenze zwischen Ja und Nein abspielt. Der erste Kuss, die erste Berührung ist in gewisser Weise immer eine Überschreitung; es kann nie mit hundertprozentiger Sicherheit gesagt werden, dass die andere Person diese Transgression begrüßt.


In wenigen Sätzen hat Flaßpöhler damit die ganze Problematik dieser Gesetzesverschärfung auf den Punkt gebracht.



3. Männer, seid weniger bedrohlich! fordert uns Mark Heywinkel in einem Begleitmagazin der ZEIT auf:

Ich bin männlich, weiß und hetero – ich könnte keiner gefährlicheren Gruppe von Menschen angehören.


Das belegt er durch einige zusammengetragene Fälle von Gewaltkriminalität durch diese Gruppe, wie man es sonst von rechtsradikalen Blogs kennt, und behauptet auf dieser Grundlage:

Diese furchtbaren Schlagzeilen verdichten in der öffentlichen Wahrnehmung ein fatales Bild des weißen Hetero-Mannes: Er ist gewalttätig. Er ist brutal. Er ist ein Problem. Und das stimmt auch.


Leider kann man mit derselben Methode auch "nachweisen", dass schwarze Männer gewalttätige und brutale Probleme darstellen. Das würde Mark Heywinkel aber natürlich nie tun, denn das wäre ja rassistisch. Stattdessen zieht er den offenbar schwulen Massenmörder von Orlando als Beleg für die Gewalt heterosexueller Männer heran. Die durch hunderte von Studien belegte hohe Rate gewalttätiger Frauen kommt bei ihm überhaupt nicht vor. Wo so viel durcheinander geht, braucht man sich nicht mehr zu wundern, welche Ratschläge Heywinkel den fast 1000 Promille friedlichen Männern erteilt. Er verdeutlicht durch Beispiele seines eigenen Verhaltens, was für ein toller frauenfreundlicher Kerl er im Vergleich zu seinen Geschlechtsgenossen ist:

Vor ein paar Tagen ging ich nachts eine dunkle Straße nach Hause und begegnete dabei einer jungen Frau. Statt creepy im gleichen Tempo hinter ihr herzulaufen, gab ich mir Mühe, sie möglichst schnell zu überholen. Ich wollte ihr damit zeigen: Ich bin hinter dir, aber keine Panik, ich tu dir nichts. War das jetzt richtig?


Die Vorstellung, dass zig Frauen, die nachts unterwegs sind, plötzlich wildfremde Männer hinter sich her rennen hören, weil die schwer verunsicherten Kerle meinen, den Frauen damit etwas Gutes zu tun, ist so bizarr, dass es schon fast wieder komisch ist.

Trotzdem sollte man sich als Mann natürlich über eines immer Gedanken machen:

Könnte es sein, dass unser schlendernder Gang durchs dunkle Parkhaus Panik bei anderen auslöst?




4. Zum internationalen Vatertag hielt es das Magazin Psychology Today für am sinnvollsten, einen Vater anderen Vätern endlich mal wieder eine Standpauke halten zu lassen:

Yes, my fellow fathers – through our endorsement of toxic masculinity – we are largely responsible for the troublingly high rates of violence against women, as well as the epidemic of sexual assaults against children, women, and men. And yes, my fellow fathers, we are also largely to blame for the massacre in Orlando.

(...) We have taught our sons to be violent. We have taught our sons that they are entitled to have power and control over people. We have taught our sons that it is their destiny to be the dominant figure in the family, in the classroom, in the workplace, in society. We have taught our sons to glorify violence, and that the best way to earn respect is to display violence – or at least demonstrate a potential to inflict violence. We have taught our sons that the best and most effective way – the most "manly" way – to handle conflicts and disagreements is through violence. We have taught our sons that they can and should overpower people.


Man kann dem Autor dieser Zeilen eigentlich nur antworten: Okay, wenn du das alles tatsächlich getan hast, bist du ein Arsch, und es ist schön, dass du das einsiehst. :-) Allerdings habe ich den starken Eindruck, dass dein arschiges Verhalten in Wahrheit darin besteht, anderen Vätern solche Dinge unterzuschieben und dich selbst als den besseren Menschen darzustellen.



5. Bringen die Medien unseren Kindern bei, Väter zu missachten? fragt wie bestellt Charles Olson. Der Artikel verlinkt auf diese zwei Jahre alte Umfrage: 80 Prozent der Väter sagen, das Bild von Vätern in den Medien ist falsch.



6. Der Daily Caller bespricht das neueste Buch der Equity-Feministin Wendy McElroy, mit dem sie der "Rape-Culture"-Hysterie ein Ende machen will. McElroy ist der Auffassung, dass diese Hysterie Männern und Frauen schadet.



7. Das linke Magazin Mother Jones stellt den Politiker Earl Ehrhart vor, der erfolgreich für Studenten kämpft, die der Vergewaltigung bezichtigt werden:

Digging into these cases, Ehrhart was appalled. Accused male students, he says, were not granted "any due process whatsoever," and were unable to face down student misconduct allegations with the same protections they'd have in the criminal justice system: a lawyer, a jury of peers, and the right to cross-examination. "The more I dug," he says, "the more I uncovered a culture of allegation equals conviction." But when he questioned their procedures, Ehrhart says, administrators threw up their hands, telling him they risked losing federal funding if they did not follow the government's guidance on how to investigate campus rape reports and administer student discipline.




8. Im australischen Brisbane verschandeln Feministinnen einen Stripclub, weil er "Gewalt gegen Frauen" darstelle. Die Besitzerin zeigt sich verärgert:

Grosvenor owner Jasmine Robson said that message could not be further removed from the reality. "They clearly have no idea about the industry," she said. "None of the girls are there under any kind of duress. They're there because they want to be there. They enjoy the significant income they can make in a very small amount of time and they feel very empowered doing what they're doing. A feminist movement isn't about bringing down other women, it's about upholding other women and their choices and supporting that."

Ms Robson said the vandals had done about $3000 worth of damage and she intended to report them to the police and possibly pursue civil action as well.

"I've been in the industry for a very long time and the women don't feel degraded at all," she said. "They feel empowered by doing it and the one in control in a strip club is the woman. If anyone's being taken advantage of, it's the people paying for the services."




9. In Österreichs "Presse" beschäftigt sich Rosa Schmidt-Vierthaler mit den gesellschaftlichen Vorurteilen gegen Jungen. Ein Auszug:

Auf Spielplätzen machen manche Mütter die Erfahrung, dass ihnen unmotiviert Mitleid ausgesprochen wird. "Andere Mütter sagen manchmal ,Oh, du Arme', wenn sie hören, dass ich zwei Söhne habe", erzählt eine junge Mutter. Schon das sei sehr nervig. "Es wird angenommen, dass die Buben immer nur herumrennen, laut und wild seien. Das mag schon mal vorkommen, aber Mädchen können doch auch anstrengend sein."


Ein Ungleichgewicht lässt sich allerdings nicht einfach beiseite wischen:

So haben in Österreich zuletzt 51 Prozent der Mädchen eines Jahrgangs die Matura gemacht – aber nur 36 Prozent der Burschen.




10. Aus einem Kindergarten in Kansas können Kinder womöglich bald rausfliegen, sobald sie "Mikroaggressionen" zeigen.



11.

Mindestens acht Flüchtlinge aus Syrien sind angeblich in der Nacht von türkischen Grenzern erschossen worden. (...) Andere Quellen berichten über elf Tote. Die Türkei hat die Grenze nach Syrien de facto geschlossen. (...) Unter den Toten nahe der syrischen Stadt Dschisr asch-Schughur seien zwei Frauen und vier Kinder, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.


Wenn es die Möglichkeit gibt, weibliche Tote zu betonen, berichtet inzwischen auch die Tagesschau. Als es allem Anschein nach nur um männliche Flüchtlinge ging, stand Genderama ziemlich allein.



12. Auch in Pakistan kämpfen Väter um Kontakt zu ihren Kindern.

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