Dienstag, Januar 24, 2017

AfD-Debatte; Feministinnen streiten: Ist Männerhass die richtige Antwort auf Donald Trump? – Vermischtes vom 24. Januar 2017

1. Die Polarisierung in der Debatte um die AfD nimmt weiter zu. Während einerseits inzwischen 59 Prozent der Deutschen die AfD für eine rechtsextreme Partei halten, legt die Partei andererseits nach Björn Höckes NS-Rede noch einmal in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa zu und kommt jetzt auf 14,5 Prozent der Wähler.

Wie steht es in der Männerbewegung, wo die AfD von einigen als denkbare Alternative zum männerfeindlichen Gleichklang der etablierten Parteien gesehen wird? Das männerpolitische Blog "Asemann" zeigt sich in dem Beitrag Die AfD ist keine Alternative für Demokraten ernüchtert und desillusioniert. Der Beitrag gelangt zu dem Fazit:

Das tut mir leid für alle, die ihre Hoffnungen auf eine Wahl-Alternative zu den Altparteien in die AfD gesetzt haben, und vor allem für jene, die sich bei der AfD engagiert haben und ggf. noch engagieren, und deren Partei jetzt seit dem Austritt von Bernd Lucke langsam, aber stetig in immer trüberes Fahrwasser gerät. Jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, den eigenen Lebenslauf zu retten und von Bord zu gehen, bevor das Schiff AfD noch weiter nach Steuerbord driftet. Die Menschen in Bayern haben immer noch die CSU. Alle anderen könnten sich als geringstes Übel für die FDP entscheiden, oder möglicherweise auch für die Piraten, oder gar für die Partei "Die Partei", der ich durchaus 20% der Stimmen gönnen würde, allein wegen der Show.


Jenseits der Männerbewegung wird vor allem der Beschluss der AfD, an Björn Höcke trotz seiner NS-Rhetorik festzuhalten, als entscheidende Weichenstellung gesehen. Der journalistische Ton gewinnt dadurch noch einmal neue Schärfe. So urteilt Stefan Kuzmany auf Spiegel-Online:

Die AfD-Spitze hat dezidiert nicht den Ausschluss Höckes gefordert - und sich damit bewusst dagegen entschieden, ein klares Zeichen dafür zu setzen, dass sie eine rechte, aber keine rechtsextreme Partei sein will. Aber genau damit hat die Alternative für Deutschland ein anderes, deutliches Signal gegeben: Mit dem demonstrativen Nicht-Hinauswurf von Björn Höcke hat sie ihre demokratische Satisfaktionsfähigkeit verloren. Sie ist zu einer Partei für Nazis und deren Mitläufer geworden. Und wer sie wählt, muss wissen: Er gehört dazu.


Eine weniger abwertende Perspektive nimmt Said Rezek ein – ein Politikwissenschaftler, der unter anderem für das MiGAZIN und die Islamische Zeitung schreibt. Er merkt auf seiner Facebookseite folgendes an:

Vor einigen Monaten habe ich AfD-Anhänger dazu aufgerufen mich privat anzuschreiben, um in einen Dialog zu treten. Es hat sich tatsächlich jemand gemeldet, dessen Wahlmotive mich überrascht haben.

Er ist zwar konservativ eingestellt, aber würde sich nicht als rechts bezeichnen. Das traditionelle Familienbild hält er hoch, wohingegen er der Hetze gegenüber Minderheiten nichts abgewinnen kann.

Das Gespräch hat mir eines sehr deutlich gezeigt. Es fehlt eine Partei in Deutschland, die konservative Werte vertritt, weltoffen ausgerichtet ist und nicht gegen Minderheiten hetzt.

An dieser Stelle erinnere und ermutige ich weiter den Austausch mit AfD-Anhängern zu suchen. Es gibt keine Alternative zum #Afdialog.


Es fehlt in Deutschland vor allem eine Partei, die die Anliegen der männlichen Bevölkerungshälfte vertritt.

Über die Inhalte eines AfD-Strategiepapiers berichtet die Tagesschau.



2. Bund, Länder und Kommunen haben sich auf die Finanzierung des erweiterten staatlichen Unterhaltsvorschusses für Alleinerziehende geeinigt.



3. Das Wissensmagazin Scinexx berichtet über "neuste Forschungen", denen zufolge Mädchen womöglich doch nicht besser lesen können als Jungen:

Warum die Schultests Mädchen womöglich leichter fallen, erklären die Wissenschaftler so: Zum einen ist ihnen zufolge die Textform schuld. Demnach kommen in PISA und PIRLS überwiegend lange und auch fiktive Texte vor. Gerade solche Texte können Mädchen erwiesenermaßen besser lesen als Jungen, sagt das Team.

Das männliche Geschlecht kann dagegen mehr mit kürzeren und faktenbasierten Formen wie Werbeanzeigen oder beschrifteten Graphen anfangen. Tatsächlich ist im PIAAC-Test der Anteil von langen zu kurzen und fiktiven zu faktenbasierten Texten ausgewogen - und damit verschwindet auch der zuvor gemessene Kompetenzunterschied.

(...) Scheinen Mädchen nur deshalb beim Lesen besser zu sein, weil ihren männlichen Mitschülern für die Aufgaben der Tests die Motivation fehlt? Die Forscher glauben, ja. Tatsächlich ist bekannt, dass sich Schüler insbesondere in jüngeren Jahren schwieriger für Texte begeistern lassen als Mädchen. Hinzu kommt: Mädchen neigen eher dazu, zu machen, was von ihnen verlangt wird. Jungen hingegen hinterfragen den Sinn einer Aufgabe gerne einmal.

(...) "Womöglich sollten wir hinterfragen, ob die gegenwärtigen Tests beiden Geschlechtern die gleichen Chancen bieten, ihr Potenzial als Leser vollständig zu entfalten", schließen die Forscher.


Man freut sich als Männerrechtler ja immer, wenn "überraschende neue Forschungsergebnisse" das ergeben, was man schon vor acht Jahren in einem seiner Bücher geschrieben hat, in "Rettet unsere Söhne" - in diesem Fall mit Bezug auf Autoren, die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt haben (genaue Quellenangaben als Endnote im Buch):

"Was Jungen gern lesen, wird in der Schule nicht geschätzt", konstatiert Katrin Müller-Walde in ihrem Buch "Warum Jungen nicht mehr lesen und wie wir das ändern können". (...) Katrin Müller-Walde erörtert diese Problematik eingehender: "Jungen haben im Vergleich zu Mädchen mehr Probleme mit kontinuierlichen Texten, das heißt reinen Schrifttexten ohne Illustrationen oder einer anderen Art von 'Schriftunterbrechung'. Bei den nichtkontinuierlichen Texten, also Kombinationen aus Schrift, Illustration, Grafik, Schaubild und Tabellen, schneiden Jungen besser ab. Der Grund: Sie bevorzugen Sachbücher, die häufig aus einer solchen Kombination bestehen. Mädchen hingegen mögen überwiegend kontinuierliche Texte, die typisch für den fiktiven Roman sind. Sich lesend in die Erfahrungen anderer Menschen hineinzuversetzen, fällt Schülerinnen offensichtlich leichter. Deshalb profitieren sie auch stärker vom tradierten Deutschunterricht, der überwiegend auf fiktiver Literatur aufgebaut ist."

Wen wundert es da, so Andreas Gößling in seinem Buch "Die Männlichkeitslücke", dass die Jungen "bei Tests, in denen wiederum der Umgang mit Erzähltexten abgefragt wird, schlechter abschneiden als die Mädchen? ... Rechnet man aus den PISA-Resultaten die verzerrenden Effekte hinaus, die dadurch entstehen, dass Jungen durchschnittlich ein deutlich geringeres Interesse am Lesen von gedruckten Texten aufweisen und dieses Medium ihnen erheblich weniger Lesefreude bereitet, dann liegen die Jungen beim Verständnis der gelesenen Texte mit den Mädchen gleichauf."

Wenn man Jungen ständig etwas vorsetzt, an dem sie im Gegensatz zu ihren Mitschülerinnen wenig Interesse haben, dann wirkt sich das nicht nur auf die Motivation, sondern zwangsläufig auch auf die Leistung aus. So konnte man in einer vergleichenden Untersuchung über Rechtschreibfehler nachweisen, dass Jungen Wörter wie "Computer", "Bankraub" oder "Schiedsrichter" durchaus fehlerfrei schreiben konnten, während sie mit Worten wie "Sekretärin" oder "Tierärztin" Schwierigkeiten hatten.

Auch beim Börsenverein des deutschen Buchhandels fand man es wenig erstaunlich, dass Jungen weniger lesen als Mädchen. "Wenn Jungen lesen, wollen sie sich informieren. Der geringe Marktanteil von Sachbüchern zeigt, dass hier ein Vermittlungsbedarf besteht", erklärte Anja zum Hingst vom Börsenverein 2006. Und Klaus Willberg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen, fügte hinzu: "Thema Nr. 1 bei Jungen ist nicht Technik, auch nicht Fußball oder Action, sondern Sex. Darauf wird zu wenig eingegangen. Es ist einfacher, pubertierende Jungen als Nichtleser zu stigmatisieren, als sich mit Büchern ihrer tatsächlichen Lebenswelt zu stellen."


Das Ganze ist ähnlich frustrierend wie das Thema "männliche Opfer von häuslicher Gewalt". Immer wieder sind oder tun Forscher bass erstaunt, wenn sie Dinge "herausfinden", die eigentlich seit einem oder gar mehreren Jahrzehnten bekannt sind. Diese Informationen dringen aber in Politik, Medien und den akademischen Bereich nicht ausreichend durch, weil Menschen, die sich für Jungen und Männer engagieren, dort kaum eine Lobby haben.



4. Und doch brechen die gewohnten Einbetonierungen der Lager immer mehr auf. Im stark feministisch geprägten britischen Guardian schildert Melissa Mackenzie, warum sie sich dem "Frauenmarsch" gegen Trump nicht angeschlossen hat. Schon im Teaser des Artikels heißt es:

The women’s movement has turned into an attack on anyone who won’t subscribe to feminist orthodoxy.


Das ist natürlich genau die Erfahrung, die Ideologiekritiker mit dem Feminismus seit langen Jahren machen. Genderama hat immer wieder Texte von Feministinnen zitiert, denen dieser Fundamentalismus selbst immer mehr zu schaffen macht. Für den Guardian sind solche Stellungnahmen allerdings komplett neu. Melissa Mackenzies Artikel kritisiert beim Feminismus eine Strategie, die in den Sozialwissenschaften als Othering bezeichnet wird und wendet diesen Begriff – das ist unüblich – auch auf Männer an:

This nastiness is inevitable. When there’s a hierarchy of grievance, he (she) who has suffered most gets top billing. It’s a race to become the ain’t-it-awful worst. This negativity forces people not to find solutions but to build bigger problems so they’ll get attention. Solutions diminish emotional fever and media focus. Therefore, issues can never resolve and, if they do, new problems must be created.

Enough, already. In the quest for, and conquering of, equal rights, women have run out of real outrages. They’ve won the battles. What to do now? Consolidate power. The way to do that is shame those who are mostly happy with the advances and want to enjoy their lives. It’s tough to maintain a warlike state. In the absence of an enemy, the elders must keep the acolytes busy being true believers. Those "other" than the most righteous better watch out.

The women who don’t believe liberal orthodoxy include the chief sacrament abortion – "other". Men (obviously) are the "other." The worst "other" group: white men who are patriarchal oppressors. Then the biggest, vaguest group of "others": people of any stripe who do not abide closely enough to the true leftist dogma.

What good does labelling and "otherising" do? Well, there’s been tremendous power in claiming the mantle of the perpetually oppressed. There’s government money and corporate bullying and media attention. It also silences people with different views.

(...) The bigger issue American women face now isn’t equality but community. The ceaseless divisiveness and nasty aggression towards men is a problem. The segmenting of people by superficialities, rather than finding common ground, is causing society to stretch at the seams. The constant emphasis on victimhood separates people rather than brings them together.

The point of the women’s movement was supposed to be to elevate women. It’s turned into a systemic attack on all people who don’t follow leftist, feminist orthodoxy.


Kann man sich Artikel wie diesen in vergleichbaren deutschen Zeitungen wie der "taz" oder "Frankfurter Rundschau" vorstellen?



5. Natürlich aber verstummen auch die sattsam bekannten Stimmen im journalistischen Sektor nicht: It’s OK To Be Angry At All Men Because Of Trump This Weekend findet Zara Barrie. Ein Auszug aus ihrem Artikel:

I’m upset! And I’m not just angry, I’m motherfucking angry! I want to take all of you, my proverbial internet sisters, and go hide in a safe, male-free space right now.

(...) I try to remember not all men are being ignorantly positive again. And I take a breath. But then, I’ll see a picture of a white, straight man, and I will feel physically sick to my stomach all over again.

(...) If you’re feeling heated resentment toward men right now, and you know in your gut it’s wildly irrational, it’s OK to feel it right now. Putting a lid on it isn’t going to make it go away.

And also, the cool men — the men who are on our side — will understand.

The only men who will be wildly offended by this post, I assure you, are men who want to control everything about women: their bodies, their choices and, naturally, their emotions.


Oder Männer, die sich an Sexismus stören.

Immerhin kann man der Autorin zugestehen, dass sie ihre eigene Abscheu gegen Männer als rein emotional bezeichnet und berichtet, in therapeutischer Behandlung zu sein. Problematisch bleibt, dass viele andere Autorinnen aus derselben irrationalen Befindlichkeit hinaus eine Karriere mit Büchern gemacht haben, die von vergleichbaren Frauen in den Leitmedien gefeiert und so zu Bestsellern gemacht wurden.

Auch die Newssite Heatstreet kommentiert den Artikel Zara Barries.



6. Im Irish Examiner argumentiert die Feministin Louise O'Neill, warum es für Frauen unmöglich sei, sexistisch gegenüber Männern zu sein. (Der Artikel wird praktisch vom weiter oben zitierten Artikel des Guardian beantwortet.)



7. In den USA ist ein neues Buch zur Vergewaltigungshysterie an Universitäten erschienen. Hier wird es näher vorgestellt.



8. Ein weiterer Artikel der Newssite Heatstreet schlägt Alarm: There’s a Problem With Mental Health Treatment – And It’s Killing Men. Der Artikel bezieht sich auf einen Bericht der British Psychological Society:

Are clinical psychologists and psychotherapists overlooking the gender-related needs of their clients? Dr Barry draws the stark conclusion that if we had more male therapists, we might save more men’s lives.

He told me: "Men are three times more likely to kill themselves, yet women are 50% more likely to seek professional help before taking their own lives. We know that 75% of women sought help before they committed suicide, versus only half of men. So we looked at the barriers to men getting help and found that some 16.5% of men wanted to see a male therapist. That means more men might get help if they were more able to talk to a man."

This isn’t sexist, no more than women preferring a female obstetrician. Indeed, of those female patients in Barry’s study who expressed a gender preference, 96% wanted to see a female therapist.

But there’s a problem – only 15% of clinical psychologists are male. Barry said: "It makes me think: if there were more male therapists, or if we changed the way women listen to men, could we save more men’s lives?"

Since just 19% of psychology undergraduates are men, it looks like the gender imbalance is here to stay.

Barry also believes society is conditioned to be less tolerant of depressed men.

"When men are depressed we sleep less, become irritable, abuse drink and drugs, play video games, use sex or pornography more, become aggressive, fight," he continued.

"People don’t sympathise with men who are depressed because, frankly, often men act like idiots. So when we hear that men commit suicide at three times the rate that women do, you might be forgiven for thinking ‘so what – that’s three times fewer idiots on the planet'".

This victim-blaming and pathologizing of masculinity as somehow problematic or toxic – the mindset that men are their own worst enemies – can lead to what Barry calls a "gender empathy gap".

That’s why Barry and his colleague Martin Seager are pressing for a dedicated section Male Psychology Section of the British Psychological Society.

An historic vote in April needs a mere 500 votes, or 1% of all British psychologists to green light it. But even that is not a given in a discipline that is more keen to address gender similarities than differences.

Seager tells me: "There’s a massive resistance to this, despite there being a very real need. If you talk about the needs of men, you’re made to feel like an unreconstructed Neanderthal. As psychologists we should be leading the way, but we’ve had to push against the system."

Now the duo are pressing on with their vital mission to help save men’s lives.

(...) We need to talk to depressed men on their terms, and not hector them to be more like women. We need to close, not widen, the gender empathy gap. Do that, and we might not only help depressed men to get help. We just might save their lives.

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