Donnerstag, August 31, 2017

Professoren an Elite-Unis fordern von Studenten schockierende Dinge – News vom 31. August 2017

1. Mehrere US-amerikanische Medien, darunter das Wall Street Journal, berichten über eine Erklärung, die von 15 Professoren an Elite-Universitäten wie Princeton und Harvard unterschrieben wurde.

Ich werde eine Passage dieser Erklärung nicht wie sonst üblich im englischen Original zitieren, sondern sie ins Deutsche übersetzen. Denn ich halte sie für absolut bemerkenswert – nicht ihren Inhalt, sondern dass im Jahr 2017 der Wissenschaftsbereich an Elite-Unis so aussieht, dass derartige Selbstverständlichkeiten ausdrücklich eingefordert werden müssen:



An vielen Colleges und Universitäten schreckt das, was John Stuart Mill "die Tyrannei der öffentlichen Meinung" nannte, Studenten nicht nur davon ab, von der herrschenden Sicht auf moralische, politische und andere Fragen abzuweichen. Sie verführt sie auch zu der Annahme, dass die herrschende Sichtweise so offenkundig richtig ist, dass nur ein Fanatiker oder Spinner sie in Frage stellen könnte.

Weil niemand ein Fanatiker oder Spinner sein oder so gesehen werden möchte, besteht die einfache, faule Vorgehensweise darin, sich dem auf dem Campus herrschenden Glauben anzuschließen.

Tut das nicht. Denkt selbst.

Für sich selbst zu denken bedeutet, die herrschenden Vorstellungen selbst dann in Frage zu stellen, wenn andere darauf bestehen, dass sie als unbestreitbar behandelt werden sollten. Es bedeutet, sich nicht deshalb für eine Sichtweise zu entscheiden, weil man sich den aktuellen Modemeinungen anpasst, sondern indem man sich die Mühe macht, die stärksten Argumente beider oder aller Seiten eines Problems zu erfahren und ehrlich zu untersuchen – einschließlich der Argumente für Positionen, die andere verunglimpfen und stigmatisieren möchten, sowie gegen Positionen, die andere gegen eine kritische Überprüfung immunisieren möchten.




"Denkt selbst" – eine Forderung nicht aus dem Jahr 1789, sondern aus dem Jahr 2017. An amerikanischen Elite-Unis. Wo der politisch korrekte Meinungsdruck inzwischen so stark ist, dass es Anstrengung und Mut erfordert, eigene Gedanken zu formulieren und sie öffentlich zu äußern.

"Einschließlich der Argumente für Positionen, die andere verunglimpfen und stigmatisieren möchten, sowie gegen Positionen, die andere gegen eine kritische Überprüfung immunisieren möchten" – mit anderen Worten: Maskulismus und Feminismuskritik sind nicht bäh, auch wenn die Ideologen noch so sehr darauf bestehen, dass man auf diese Art einfach nicht denken darf.

Wie Genderama häufig berichtete, waren auch Männerrechtler immer wieder von dem Meinungsdruck betroffen, der die zitierte Erklärung nötig machte. Da wir ohnehin im unterdrückerischen Patriarchat lebten, so hieß es, seien Einrichtungen für Männeranliegen oder männerpolitische, gar feminismuskritische Vorträge und Veranstaltungen "nicht hinzunehmen" und wurden unterbunden, sabotiert und niedergebrüllt.



2. Wenn Menschen mit abweichenden Meinungen als Fanatiker oder Spinner stigmatisiert werden, sind wir natürlich schnell wieder bei der Frankfurter Allgemeinen. Der Politikwissenschaftler Michael Klein untersucht mit dem Werkzeugkasten der qualitativen Sozialforschung, was hinter den Attacken Sebastian Eders auf mich stecken könnte.



3. Ironischerweise berichtet dieselbe FAZ heute über Dinge, die ich schon Jahre zuvor in meinem Buch "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" angesprochen hatte. So heißt es in der aktuellen Printausgabe der FAZ auf Seite 19 "Hartz-IV-Strafen treffen Männer viel öfter als Frauen".

In dem Artikel geht es um Arbeitslose, denen Jobcenter Leistungen kürzen, weil sie ihren gesetzlichen Pflichten nicht nachkommen. Dabei zeigt sich, dass Männer – so wie in anderen Fällen – schwerer sanktioniert werden als Frauen: Der Anteil der Bestraften fällt für sie mit 4,2 Prozent gegenüber 2 Prozent bei den Frauen deutlich höher aus. Eine wissenschaftliche Erklärung für diesen Unterschied gebe es nicht.

In meinem vor drei Jahre erschienenen "Plädoyer" hatte ich über solche und ähnliche Diskriminierungen von Männern berichtet. Nachdem ich dargestellt hatte, wie sich derzeit ein Gehaltsgefälle und ein Jobabbau zu Lasten von Männern anbahnt, hatte ich hinzugefügt:

Noch delikater wird dieses Problemfeld dadurch, dass selbst bei der Zuteilung von Sozialleistungen Männer massiv diskriminiert werden: Jobcenter kürzen ihnen wegen angeblicher Verstöße gegen die Hartz-IV-Bestimmungen doppelt so häufig das Arbeitslosengeld II wie Frauen. Zu diesem Ergebnis gelangte eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Eine Erklärung für diese Diskriminierung haben die Autoren der Studie nicht.




4. Österreichs Presse berichtet über den Bau eines VinziDorfes, in das 24 alkoholkranke, obdachlose Männer einziehen sollen. Das mühselige Ringen um die Errichtung dieser Unterkunft hatte 15 Jahre gedauert.

Bei diesen Menschen ortet Pucher einen großen Versorgungsengpass in Wien: "Es heißt immer, es gebe Angebote, aber manchen Leuten könne man nicht helfen, weil sie freiwillig so leben wollen", sagt er, erinnert an die beiden Obdachlosen, die vorigen Winter in Wien bei einem Brand ums Leben gekommen sind. "Ein Skandal, so etwas darf es in so einem reichen Land nicht geben", sagt Pucher. "Es gibt Leute, die will keiner. Zu sagen, die wollen keine Hilfe, ist eine Schutzbehauptung."


Die Schutzbehauptung, Menschen seien an ihrem Schicksal selbst schuld, kommt in den unterschiedlichsten Fällen auf, sobald Mitglieder des männlichen Geschlechts betroffen sind – von der "Jungenkrise" bis zur schlechteren Gesundheit und kürzeren Lebenserwartung von Männern.



5. Dem Urteil eines Berliner Verwaltungsgerichts zufolge darf eine Schule die Aufnahme eines Schülers nicht deshalb ablehnen, weil er ein Junge ist.



6. Vor einigen Jahren wurde an der Stony Brook University im US-Bundesstaat New York ein "Center for the Study of Men and Masculinities" gegründet. Schon damals fiel auf, dass es vor allem von radikalen Feministinnen betrieben wurde – jene Gruppe, die seit Jahrzehnten prägt, wie Männer in unserer Gesellschaft und vor allem im akademischen Bereich gesehen werden. Jetzt hat sich der Publizist und ehemalige Schwulenaktivist Bruce Bawer angeschaut, wie sich die "Männerstudien" in diesem Zentrum entwickelt haben:

Four years after its founding, I thought it might be worth checking in on Stony Brook’s men’s studies center. One glance at its website and I had a distinct impression that the whole thing has turned out just as foreseen: the first thing that greeted me was a slideshow of photos of Fonda, Steinem, a woman named Phumzile Mlambo-Ngcuka ("Executive Director of UN Women"), and, last but not least, Kimmel giving a TED talk entitled "Recruiting Men to the Cause of Gender Equality."

In sum, it is an ideological rather than a scholarly project.

The center has held several seminars, among them a talk about "the need for further regulation on pornography" in the European Union. It has sponsored a white paper, "Men as Allies in Preventing Violence against Women," in which Bob Pease lays down the law: men should take part in such violence prevention, but because of their "dominance and privilege and ... structural gender inequalities," they should play only "a supporting role ... under women’s leadership" rather than seeking to be "leaders or equal partners."

Pease makes another point: women deserve "women-only spaces," but men-only spaces are verboten, because excluding women "reinforces the notion of male authority" and men "need to learn how to communicate outside of traditional frames of masculinity and male sociality." (Pease, as it happens, is the author of a book called Recreating Men, which argues that men need to undergo fundamental change for the sake of women’s equality.)

The Men’s Center, in short, is not about understanding men’s psychological and emotional development and their personal and professional lives; it is about encouraging young men to feel guilty about being born male, to check their own natural male impulses and interests, to emulate (as best they can) the manners and mores of women, and to subordinate themselves, in all ways and all circumstances, to their female friends, relatives, and colleagues.

(...) Fortunately, there is an alternative to "Men’s Studies." In 2010, in reaction to its "denigration of maleness," as Rutgers anthropologist Lionel Tiger put it, several respected authors and scholars founded Male Studies, which seeks to study male identity from non-ideological perspectives. But such courses are still rare at American institutions of higher education, where they face hostility from feminist faculty and administrators.

Case in point: Professor Dennis Gouws, who for several years taught a "Men in Literature" course at tiny Springfield College in Massachusetts. Then the campus feminists stepped in. As Peter Wood wrote in the Weekly Standard in May 2016, Gouws was dragged before administrators and accused of creating a "hostile environment." His course was canceled, and he was placed on "Official Warning Status."

This is the fate, mind you, of a professor at an obscure college who dared to offer a single undergraduate course that addressed men on their own terms.

Meanwhile, at Stony Brook, where the men’s studies center is an entirely feminist-oriented operation, Michael Kimmel is a superstar, rubbing elbows with Jane Fonda and being cheered for talks in which he essentially apologizes for being male.




7. Die Post. Ein weiterer meiner Leser beschäftigt sich mit den Attacken in der Frankfurter Allgemeinen:

Der Wille, negativ zu berichten ist zu auffällig. Man kann nur hoffen, dass dadurch gerade die kritischen Leser stutzig werden und in eigener Recherche überprüfen, ob da wirklich jemand so verschroben ist, wie dargestellt.

Übrigens hat Eder die Studie von Carsten Wippermann offenbar nie gelesen, denn er hat die zitierte Frage eben nicht korrekt zitiert (Frauen seien bereits genug gefördert worden, jetzt seien endlich mal die Männer dran), sondern nur die en vogue gewordene Praxis intellektueller Faulheit praktiziert, wiederzugeben, was bei den Kollegen zu lesen war. Sonst hätte er auch die anderen Fragen gelesen und er hätte nicht einfach behaupten können, deine Positionen seien nicht mehrheitsfähig.

Dass die Aussage "Frauen sind jetzt genug gefördert worden, jetzt sind die Männer dran" natürlich vorgegeben war und die Interviewten selbst vermutlich wesentlich breitbandiger formuliert hätten, weiß jeder, der etwas von Studien versteht. Dass aber Journalisten sich exakt auf diese Aussage unter elf weiteren stürzen und sie anreichern ist schon interessant. Es zeigt, wie wenig wissenschaftsorientiert die Sichtung in den Redaktionen ausfällt. Man sucht nur das möglichst diametrale zur (eigenen) Mehrheitsposition heraus, um es als Beleg für reaktionäres Denken in die Manege zu führen. Dass die Zustimmungen zu den anderen Aussagen Zweifel an dieser harten Kernaussage aufkommen lassen, wäre Eder auch in den Sinn gekommen, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, die Studie anzusehen.

Dass man sich daran aufhängt, ob ein Autor eine Freundin hat, anstatt die Amazon-Bewertungen der Leser und vor allem den Leserinnen unter den Sexratgebern anzusehen, zeugt von der gleichen Faulheit.

Leider reicht es mittlerweile sogar schon für einen Job bei der FAS, weder zitierte Studien zu lesen noch die Literatur des Interviewpartners, über den man herzieht. Was für ein Gefälle zu Rainer Meyer aus dem gleichen Haus!

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