Samstag, September 09, 2017

"Bundesforum Männer" schließt sich Männerrechtlern an – News vom 9. September 2017

1. Wie Genderama berichtete, gab es ein breites Medienecho auf die These der "IG Jungen, Männer, Väter" (einem Verbund von Männerrechts-NGOs wie MANNdat), dass sämtliche derzeitigen Bundestagsparteien in Fragen der Männerpolitik eklatant versagten und für Männer nichts anzubieten hätten. Anhand von Wahlprüfsteinen zu einzelnen Feldern hatte dies "IG Jungen, Männer, Väter" näher beleuchtet.

Gestern schloss sich das staatliche "Bundesforum Männer" in einer eigenen Verlautbarung, die ihrerseits verschiedene männerpolitische Baustellen erwähnt, dieser Darstellung an. "Männer als eigenständiger Adressatenkreis von gleichstellungspolitischen Vorhaben tauchen beinahe gar nicht auf", beklagt das Bundesforum. "Höchstens in homöopathischen Dosen finden sich im Bereich Familienpolitik Ansätze, die explizit Väter ansprechen."

Von Vätern, so heißt es in dem zitierten Statement weiter, sei weder bei der FDP, der SPD noch den Grünen explizit die Rede – wohl aber im Wahlprogramm der AfD, wo sich folgender Passus fände: "Einer gezielten Politik für Männer und Väter, hat sich bislang keine Partei angenommen. Bei vielen getrennt lebenden Paaren leiden viele Väter unter den familienrechtlichen Bestimmungen, wünschen sich beispielsweise mehr Umgang mit ihren Kindern haben zu können. Wir wollen uns deshalb für die Rechte von Vätern stark machen."

Wenn es um häusliche Gewalt geht, führt das "Bundesforum Männer" weiter aus, gibt es von der SPD immerhin Lippenbekenntnisse, auch Gewalt gegen Männer ernst zu nehmen, während die Grünen hier noch im Jahr 2017 ausschließlich Frauen als Opfer sehen.

Alles in allem, lautet das Fazit dieses Statements, sei die Vernachlässigung von "Jungen, Männern und Vätern" in den Parteiprogrammen "sehr bedauerlich". Insbesondere sei es"sehr bitter, dass unter den Parteien, mit den größten Chancen in den Deutschen Bundestag einzuziehen, einzig die AfD eine dezidierte Männer- und Väterperspektive einnimmt". Von den anderen Parteien würden drängende offene Fragen weiter stur ignoriert.

Das Bundesforum Männer besteht seit dem Jahr 2010 und wird vom Bundesfrauenministerium finanziert. Dem Graswurzelaktivismus der Männerrechtler stand vor allem die Führung des Bundesforums feindselig gegenüber und versuchte, ihn zu torpedieren. Da das Forum mit 27 Mitgliedsorganisationen und einer Finanzkraft von mehreren hunderttausend Euro Männerrechts-NGOs wie MANNdat weit in den Schatten stellt, kritisierten Mitglieder der Basis der Männerbewegung, einschließlich Genderama, ihrerseits das Bundesforum dafür, männerpolitische Forderungen ohne entsprechenden Nachdruck voranzutreiben.

Nach der aktuellen Verlautbarung kann ich nur fragen: Wie wäre es denn damit, die Hände zukünftig nicht mehr in den Schoß zu legen, sondern mit Männerrechtlern gemeinsam an einem Strang zu ziehen, liebe Bundesforisten? Dann stehen eure Chancen vielleicht etwas besser, dass ihr euch in Zukunft solche Lamentos ersparen könnt, nachdem sich SCHON WIEDER in einer Legislaturperiode kaum etwas für Männer verbessert hat. Allerdings bräuchte es dazu bei euch einen Mann an der Spitze, dem man abnimmt, dass er solche Verbesserungen auch wirklich durchsetzen will.



2. Auch die "Süddeutsche Zeitung" macht inzwischen Reklame für die Kanzlerin: "Frauenrechte sind für Merkel keine Herzensangelegenheit" titelt das Blatt. Der Artikel Cerstin Gammelins lobt Merkel besonders dafür, sich den Forderungen nach einer Frauenquote nur so weit angeschlossen zu haben, wie es nicht zu vermeiden war. Bei einer europäischen Regelung habe sich die Kanzlerin lange Zeit erfolgreich quergestellt, und auf die Frage, ob sie eine Feministin sei, habe sie "beinahe erschrocken reagiert".

Leserbriefe mit dem Hinweis "Ich glaube nicht, dass dieser Artikel als Reklame gemeint war" schicken Sie bitte an meine bekannte Mail-Adresse.



3. Offenbar damit die Redaktion des SPIEGEL nach dem männerfreundlichen Artikel letzte Woche ihr Gewissen wieder beruhigen kann, fährt das Magazin in der aktuellen Ausgabe wieder eine harte feminsitische Linie. Prägnd dafür sind vor allem zwei Beiträge: "Lücke im Gesetz" von Susanne Amann, Ann-Katrin Müller, Anne Seith und Co., beklagt dass das von Schwesig durchgesetzte Lohntransparenzgesetz natürlich noch lange, lange nicht weit genug geht, um "Geschlechtergerechtigkeit" beim Gehalt durchzusetzen. Und im Leitartikel auf Seite 8 des Magazins, überschrieben mit "Gleicher Lohn für Frauen und Männer – das sollte die entscheidende Frage bei der Wahl sein" von Susanne Amann heißt es:

Wir haben uns an die 21 Prozent gewöhnt, an Zustände, die nicht akzeptabel sind: Frauen bekommen im Schnitt ein Fünftel weniger Gehalt. Ihnen droht häufiger Altersarmut, weil ihre Renten entsprechend geringer sind. Sie leisten überproportional häufig unbezahlte Versorgungsarbeit, sind finanziell oft von ihren Männern abhängig und leben in Rollenmodellen, die weder sie noch die Männer immer so wollen.


Wenn es den 31,7 Millionen möglichen Wählerinnen ernst sei, fordert Amann, "können sie ihre Stimme am 24. September genau danach vergeben."



4. Christian Schmidt erklärt, wie Männerrechtler so erfolgreich wie Feministinnen sein können, statt ihre eigenen Erfolge zu sabotieren.



5. David Futrelle – vielleicht der einzige US-Amerikaner, der Männerrechtler noch leidenschaftlicher hasst, als es Michael Kimmel tut – schäumt über die Entscheidung der US-Erziehungsministerin, an amerikanischen Universitäten wieder faire Verfahren nach Vorwürfen sexueller Gewalt durchzusetzen: Betsy DeVos’s Title IX Rollback Is a Victory for Men’s-Rights Groups!

Das Positive: Futrelle hat mir seinem bizarren Hass auf Männer und auf Männer, die sich für Männer einsetzen, endlich einmal nicht mehr die Lufthoheit inne. Viele Schlagzeilen in der Presse bewerten das Vorgehen der Erziehungsministerin deutlich:

National Review: Betsy DeVos’s Critics Rely on Junk Science and Sheer Malice

New York Times: Betsy DeVos Ends a Campus Witch Hunt

Washington Examiner: Finally, someone in power is standing up for due process in campus sexual assault cases

Washington Post: Betsy DeVos’s remarks on campus sex assault were right on target

Natürlich steht selbst Futrelle nicht völlig alleine. Der britische Guardian etwa hält wacker die feministische Linie und attackiert die Ministerin dafür, faire Prozesse für die Angeklagten durchsetzen zu wollen. Unter ihr sei das Erziehungsministerium zu einem "department of rape apologists" verkommen.

In the end DeVos is simply defending the people she and her boss have always been most interested in defending. The sexually accused are overwhelmingly male, overwhelmingly white (57%, according to RAINN), and presumably, entitled. In other words, they are Trump’s core constituency to a T.

Trump rose to power by championing a culture that prioritizes white men who’d grown used to having the world at their feet – not real victims. (...) Now Jackson and DeVos are at work trying to silence sexual accusers coming up through schools across the country.


Im feministischen Denken, sind Opfer von Falschbeschuldigungen keine "echten Opfer", weil es sich mehrheitlich um weiße Männer handelt. Ja, das erklärt wohl wirklich gut, warum sogar einer wie Trump die Wahl gewonnen hat und nicht eine wie Clinton.



6. Allerdings haben wir mit Hillary Clinton als US-Präsidentin einiges verpasst: Aktuell wirft sie Vladimir Putin Manspreading vor.

Ein Running Joke über Clinton ist, dass sie inzwischen so ziemlich jedem außer sich selbst die Schuld an ihrer Wahlniederlage gegen Trump gegeben hat. Inzwischen sind sogar ihre feministischen Unterstützer an der Reihe:

In an interview with the Daily Mail, Hillary talked about the huge amounts of protestors who showed up to the Washington’s "Women’s March." She was angry that those women weren’t as energetic about her campaign. "I couldn’t help but ask where those feelings of solidarity, outrage and passion had been during the election," said Hillary.




7. Ein britischer Vater versteckte eine Kamera in seinem Haus, weil er – womöglich zu Recht – vermutete, dass die Polizei ihm nicht glauben würde, dass er häuslicher Gewalt durch seine Frau ausgesetzt war.



8. Auch dem Washington Examiner fällt auf, wie hohl feministische Anti-Männer-Rhetorik klingt, sobald Naturkaastrophen zunehmen:

"What are men good for?" they asked us incessantly, and their answer was always, "‘not much." They were good for fights, football, for harassment of women, for suppression of women, and for cheating women in a nefarious manner out of the good things they earn. "Postmortems offering rational explanations for how a pussy-grabbing goblin managed to gain the White House over an experienced woman have mostly glossed over one of the well-worn dynamics in play: A competent woman losing a job to an incompetent man is not an anomalous Election Day surprise; it is Tuesday in America," said Rebecca Traister in New York. For a long time, feminists made much of the disparities between men and women in higher-paying and high-prestige occupations without seeming to notice that the disparities in more dirty and dangerous jobs are even more striking.

The number of men sailing small pleasure boats at the height of the storm to rescue complete strangers vastly outnumbered the number of women doing the same; ditto the number of men wading thigh-high deep in water rescuing women and children, ditto the number of men taking risks. There's nothing like a crisis of the fundamental description to make masculinity just a little less toxic, and make the feminist movement that coined this obsession appear just a little more dumb.




9. Die Post. Einer meiner Leser weist mich auf einen Spiegel-Online-Beitrag über den Mangel an männlichen Lehrkräften an Grundschulen hin. Der Artikel berichtet auch von einem Projekt, das jungen Männern den Grundschullehrberuf näher bringen soll, und einer bezeichnenden Reaktion darauf:

Dass mehr Männer an den Grundschulen unterrichten sollten, findet auch Ilka Hoffmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Das Bremer Projekt sieht sie dennoch kritisch. "Ich halte es für problematisch, dass männliche Studierende an Schulen unterrichten dürfen, weibliche dagegen nicht." Außerdem greift ihr das Projekt zu kurz. "Es gibt nicht nur das Rollenvorbild Mann. Das Lehrerzimmer muss insgesamt bunter werden." Dazu gehörten auch Lehrer mit ausländischen Wurzeln oder Behinderungen."


Mein Leser merkt dazu an:

Die ablehnende Haltung der GEW-Vertreterin Ilka Hoffmann wiegt schwer! Denn obwohl es mit 90% weiblichen Lehrkräften einen deutlichen Überhang an Frauen gibt, sieht sie nur die Benachteiligung von weiblichen Studierenden, die etwas NICHT tun dürfen. Da geht einer mathematisch wenig bewanderten GEW Vertreterin doch gleich das Gerechtigkeit-Messer im Sack auf! Dass es sinnvoll ist, Männer in diesem Bereich gezielt zu fördern, dass unterstreicht sie nicht.

Der Beitrag ist als ganzes lesenswert. Und ich habe das Gefühl, als ob männerspezifische Themen etwas sensibler wahrgenommen werden.

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